Die "Wallmeister", eine Pioniertruppe der Bundeswehr,
waren für die Wartung und Bestückung der Anlagen zuständig. Die Bewohner
von Landstrichen wie dem Vogelsberg oder dem Grenzgebiet, wo solche
Sperranlagen massiert auftreten werden sich an die VW Busse mit den
Orangen Rundumleuchten erinnern, die ab und an am Straßenrand standen,
teils in extra dafür vorgesehenen Parkbuchten.
Aus einer Schrift des Waffenring deutscher Pioniere
(1983):
Der Schwerpunkt der Ausbildung liegt beim Sperr- und
Sprengdienst. Weitere Ausbildungsgebiete sind:
-
Erkunden und Bewerten natürlicher Hindernisse
-
technisches Zeichnen
-
Kenntnisse der Konstruktion von permanenten
Bauwerken (z.B. Brücken, Straßen, Tunnels)
-
Lagerung und Unterhaltung von
Pioniersperrmunition
-
Bau von Feldbefestigungen
-
Erkunden und Erfassen von Gewässern
-
Schadenserkundung und Schadensmeldung
-
Auftrag und Aufgaben der zivilen Bauverwaltungen
-
Umgang mit Zivilbehörden und NATO-Dienststellen
Nach dieser Vorbereitung können die
Feldwebeldienstgrade in der Regel im Alter von etwa 35 Jahren aus dem
Truppendienst in den Wallmeisterdienst übernommen werden. Ergänzt wird
ihre Ausbildung durch Vertiefungslehrgänge an der Pionierschule, sowie
durch eine jährlich stattfindende einwöchige Weiterbildung mit
Erfahrungsaustausch.
Eine wesentliche Voraussetzung auf diesem Gebiet ist
die genaue Kenntnis der Objekte und des Geländes, aber auch der enge
Kontakt zur Bevölkerung und zu den örtlichen zivilen Dienststellen. Es
wird deshalb angestrebt, die Wallmeister möglichst bis zu ihrer
Entlassung aus dem aktiven Dienst in dieser Verwendung zu belassen.
Organisation:
Festungsbauwerke und Landesbefestigungen im ursprünglichen Sinn und
Umfang gibt es nicht mehr und wird es auch in Zukunft nicht mehr geben
(Maginotlinie, Westwall). Deshalb gibt es auch keine
Festungspionierstäbe mehr, denen früher die Wallmeister angehörten.
Heute unterstehen die Wallmeister dem Territorialheer
und sind dort als Pionierdienststelle organisch eingegliedert. Die
Aufgaben des Wallmeisterdienstes werden in den Verteidigungsbezirken
durch
- die Teileinheiten Pionierwesen in den Stäben der
Verteidigungsbezirkskommandos (in der Regel durch 1 PiStOffz, 2 PiOffz,
1 WmFw)
- und den Wallmeistertrupps (1 HFw als Truppführer, 1 OFw als
Wallmeister und 1 Zivilkraftfahrer u. PiUffz d.R.) wahrgenommen.
Verantwortlich für das Erfüllen der
Wallmeisteraufgaben ist der Kommandeur im Verteidigungsbezirk, er wird
dabei von der Teileinheit Pionierwesen unterstützt. Der
Pionierstabsoffizier des VBK ist der Berater des Kommandeurs in allen
Fragen des Pionierwesens. Dazu führt und setzt er die Pionieroffiziere
und Wallmeisterfeldwebel seiner Teileinheit ein.
Je nach Anzahl der zu bearbeitenden Objekte und
Aufgaben werden den WmTrps Dienstbereiche innerhalb des
Verteidigungsbezirks zugewiesen. Sie decken sich im Frieden in der Regel
mit den politischen Grenzen der Landkreise. Diese Aufteilung ist
notwendig, um eine reibungslose Zusammenarbeit mit der Zivilverwaltung
(Gemeinden, Bau- und Straßenämtern, Polizei, Forstverwaltungen,
Straßenmeistereien usw.) sicherzustellen und Überschneidungen zu
vermeiden.
Für ihre Arbeit sind die Trupps mit VW-Bussen
(8-Sitze) und Rüstsatzeinbau zur Aufnahme der mitzuführenden Ausstattung
ausgerüstet. Im grenznahen Bereich versehen die Wallmeistertrupps ihren
Dienst in Zivilkleidung, die Kfz haben zivilen Anstrich und zivile
Kennzeichen.
Aufgaben der Wallmeister:
Die Wallmeister werden zur Unterstützung der NATO-Truppe auf dem Gebiet
der Sperren, Lähmungen und Feldbefestigungen eingesetzt und sind auf
eine enge Zusammenarbeit mit der NATO-Truppe und zivilen
Baudienststellen angewiesen.
Ihre Aufgaben im einzelnen:
-
Unterstützung der NATO-Truppe durch Anlage, Bau
und Unterhaltung von Vorbereiteten Sperren in Verkehrswegen unter
Berücksichtigung nationaler Interessen
-
Unterstützung der NATO-Truppe bei der Lagerung
und Unterhaltung von Spreng- und Zündmitteln für Vorbereitete
Sperren
-
Unterstützung der NATO-Truppe beim Auslösen
Vorbereiteter Sperren,
-
Beratung der NATO-Truppe bei Anlage von
Feldmäßigen Sperren aufgrund ihrer Geländekenntnisse
-
Erkunden und Bewerten natürlicher Hindernisse
-
Erstellen von Gewässerübersichten, Gewässerfolien
(Übergangsmöglichkeiten über Gewässer)
-
Erarbeiten und Führen von Sperrunterlagen (z.B.
Sperrhefte)
-
Mitwirken an Übungen der NATO-Truppe (z.B. als
Sperrschiedsrichter)
-
Schadenserkundung und Schadensbeseitigung an
Bauten und im Gelände
-
Erkunden und Erfassen von Baustoffen,
Baumaschinen, Baufirmen usw. im Rahmen des Pioniertechnischen
Berichtswesens
-
Möglichkeiten der Wassererschließung
-
Mitarbeit bei der Erkundung der Straßen- und
Brückenkarten.
Beispiele:
Ein Beispiel soll die Vielfältigkeit der Tätigkeiten und damit die
Verantwortung der Wallmeister beleuchten. Die zuständige
NATO-Kommandobehörde fordert die bauliche und pioniertechnische
Vorbereitung einer großen Straßenbrücke zur Sprengung. Es ist nun
Aufgabe der Wallmeister:
-
bei der Sperrobjektbeurteilung in Zusammenarbeit
mit dem DivPiFhr mitzuwirken
-
die erforderlichen Konstruktionszeichnungen zu
erstellen und, wenn notwendig, die Bewehrungspläne vom zivilen
Baulastträger zu beschaffen
-
die Spreng- und Zündpläne aufzustellen und die
Ladungsberechnungen durchzuführen
-
Dabei Berücksichtigung der nationalen Belange
nach der Weisung, nicht mehr zu zerstören, als taktisch unbedingt
erforderlich. Die Vorbereitungen sind so zu treffen, dass das Laden
und Zündfertigmachen des Sperrobjekte in möglichst kurzer Zeit mit
wenig Kräften durchgeführt werden kann
-
die Spreng- und Zündpläne abzustimmen a. mit dem
Baulastträger oder der Brückenbaufirma b. der NATO-Truppe
-
die Unterlagen für die Militärische
Bedarfsforderung und der Infrastrukturforderung zu erstellen,
-
die erforderlichen Detailzeichnungen anzufertigen
-
die Bauausführung auf Einhaltung der
militärischen Forderung zu überwachen
-
an der militärischen Bauabnahme mitzuwirken
-
die Unterlagen für das Sperrheft zu erarbeiten
-
nach Fertigstellung der Sperrvorbereitungen und
Übergabe an die NATO-Truppe die Unterhaltung der Sperrvorbereitungen
durchzuführen bzw. zu veranlassen
-
in bestimmten Fällen in Sperrmittelhäusern die
Sperrmunition zu lagern und zu unterhalten.
(Quelle Bundeswehr)
Die Wallmeister waren
bei der Inspektion der Blockierabschnitte aus Geheimhaltungsgründen
meist zivil unterwegs. Die folgenden Bilder zeigen Ausrüstung des
Wallmeisterbusses einmal zivil und einmal in Uniform.

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